Vor 1900
Bevor wir die Chronik der Gemeinde St. Katharina aufblättern und das Jahr 1909 vor uns liegen haben, müssen wir einen Blick auf die damalige Situation werfen, um erkennen zu können, warum es zur Gründung der Gemeinde kam. Im Jahre 1863 prüfte der Kaufmann Ferdinand Heye aus Bremen die Möglichkeit, in Gerresheim eine Flaschenfabrik zu errichten.
Dieser Plan wurde sehr schnell realisiert und so kamen die ersten Facharbeiter, Glasbläser, aus der Driburger Gegend nach Gerresheim. Mit der Eröffnung des Werkes wurden Werkswohnungen gebaut, die bereits 1903 mit 4896 Personen belegt waren.
Ferdinand Heye deckte seinen Bedarf an Facharbeitern, die er im rheinischen Raum nicht finden konnte, aus der Heimat der Glashüttenarbeiter, dies waren die östlichen Provinzen Deutschlands: Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, Posen und die Baltenländer.
Ebenfalls ausschlaggebend für die Notwendigkeit zur Gründung einer katholischen Gemeinde in Vennhausen war die Schulsituation. Bereits seit 1828 besuchten die Vennhauser Kinder die Gerresheimer Gemeindeschule, die in der Pfarrkirche in Gerresheim untergebracht war. 1878 wurde die achtklassige Schule an der Schönaustraße gebaut. Die Vennhauser schickten ihre Kinder jetzt jedoch nach Unterbach.
1887 wurde auf einem Grundstück, das der Kommerzienrat Heye schenkte, eine Schule gebaut, die 2 Klassenzimmer und 1 Lehrerwohnung erhielt.
Am 2. August 1888 weihte Vikar Portz nach einer Messe in St. Margareta diese Schule, die 1895 über zwei weitere Klassenzimmer verfügte, 1907 zahlte die Schule bereits 6 Klassenzimmer, Amtszimmer und Lehrerwohnung.
Blättern wir nun in der Chronik zur Gründungszeit der Gemeinde. Am 19. August 1891 reifte der Plan, für den Bezirk Gerresheim?Glashütte und Vennhausen eine Notkirche zu bauen. Anlaß war die Ausdehnung der Gerresheimer Gemeinde, das Anwachsen der Bevölkerung und die fehlende Möglichkeit zu Schulmessen für die Kinder der 1888 erbauten katholischen Volksschule Vennhausen.
Der Landtagsabgeordnete Justizrat Biesenbach verfochte den Plan bei den kirchlichen und weltlichen Behörden und war auch bereit, aus seinem Besitz ein Grundstück zu stiften.
Nach Beratungen mit Pfarrer Schlecht aus Gerresheim, der sich anfänglich gegen eine Zersplitterung seiner Gerresheimer Gemeinde wehrte, und Direktor Heye von der Gerresheimer Glashütte gründeten sechs Männer ein Komitee. In der Chronik heißt es dazu: Am 30. November 1897 erklärten einige Herren aus Vennhausen, daß sie je 1000 Mark spenden und unentgeltliche Arbeit leisten wollen, wenn in Vennhausen eine Kirche gebaut werde. Bedingung: Die Kirche müsse etwa zwischen Vennhauser Straße, Ellerweg, Tannenhof und in der Nahe der Schule stehen.
Ab 1900
Das Generalvikariat erteilte den Auftrag, sich um einen Bauplatz zu bemühen. Bei einer Visitation unterstrich Erzbischof Antonius Kardinal Fischer diesen Wunsch und stiftete ebenfalls 1000 Mark. Doch zunächst sollte man sich noch einem Betsaal umsehen. Bei Fink an der Rathelbeckstraße, Ecke Vennhauser Allee, wurde ein Saal ausfindig gemacht. Am Allerheiligentag 1904 hielt Pfarrer Schlecht aus Gerresheim dort den ersten Gottesdienst. Später übernahmen die Kapläne von St. Margareta diesen Dienst. Kommerzienrat Heye schenkte 1903 einen Bauplatz. Der 1905 gegründete Kirchbauverein sammelte bis zum Baubeginn 1909 insgesamt 13 976 Mark. Zu dieser Zeit zahlte man 2000 Seelen.
Der Grundstein wurde am 11. Juli 1909 gelegt und bereits am dritten Adventssonntag des gleichen Jahres der erste Gottesdienst mit Pfarrer Schlecht aus Gerresheim gefeiert. Die Baukosten hatten 34 567 Mark betragen. Erster Seelsorger war der 1907 zum Rektor ernannte Kaplan Josef Ommerborn. Bereits im Herbst des Jahres 1910 verließ Rektor Ommerborn die Gemeinde St. Katharina, um dem Orden der Eucharistiner in Bonn beizutreten. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Hubert Ueberberg.
Schwierig war die Namensgebung der Gemeinde, da der geplante Name St. Josef wegen der im gleichen Jahr (l. April 1909) erfolgten Eingemeindung nach Gerresheim aufgegeben werden mußte. Kardinal Fischer bestimmte deshalb den Namen "St. Katharina von Alexandrien" in Erinnerung an das während der Säkularisation aufgelöste Katharinenstift in Gerresheim.
Ab 1914
Erst fünf Jahre später, am 1, April 1914, wurde das von St. Margareta abgetrennte Rektorat zur selbständigen Pfarre erhoben und der seit 1910 wirkende Rektor Ueberberg als erster Pfarrer eingeführt.
In der Urkunde, ausgestellt vom Erzbischof Felix, Köln, und bestätigt von der Königlichen Regierung, Abteilung für Kirchen und Schulwesen, heißt es unter anderem:
3. Die Mutterpfarre überreicht der neuen Pfarre eine Dotation von zehntausend Mark, ferner die neue Kirche und übernimmt die noch auf dieser Kirche ruhende Schuld von 17989 Mark. Um bei der anstehenden Kirchenvorstandswahl Zersplitterungen und Unstimmigkeiten zu vermeiden, wurde vom Pfarrverein eine Reihe von Vorversammlungen durchgeführt. Polen (Gerresheimer-Glashütte) und Deutsche einigten sich dahingehend, daß jeweils zwei Polen und 6 Deutsche in den Kirchenvorstand und acht Polen und 16 Deutsche in die kirchliche Gemeindevertretung gewählt werden sollen. Nach diesen Vorbereitungen verliefen die Wahlen zur Zufriedenheit aller beteiligten Kreise. Die Gemeinde zahlt jetzt ca. 3000 Seelen.
1917 verließ Pfarrer Ueberberg die Gemeinde, um eine Pfarrstelle in Hilden anzutreten. Im gleichen Jahr wurde als neuer Pfarrer Franz Boehm durch den Dechanten Dr. Sasse in St. Katharina eingeführt. Der neue Pfarrer, so berichtet die Chronik, war der polnischen Sprache mächtig.