Abenteuer Oper: Chorschule singt im Bajazzo
Zwei Kinderchöre aus Gerresheim sind in einem Stück in der Deutschen Oper am Rhein zusehen. Und die Vorgeschichte? Jede Menge anstrengende Proben.
Text und Foto: Theresa Lennartz / Clara Pietrek
“Pssst! Jetzt den Anfang noch mal bitte mit Ruhe!” ruft Spielleiter D. Hackenberg den Kindern schon etwas entnervt zu. “Noch mal von vorne. Da L1, da hinten L2, direkt daneben R1 und hier R2. Los geht’s !” Die Kinder laufen hektisch durch den Raum zu ihren Positionen, überall hört man aufgeregtes Gemurmel.
Zur ersten Bühnenprobe fuhren am 30.11. 28 Jungen und Mädchen zwischen neun und elf Jahren aus dem Mädchen - und Jungenchor der Basilika St. Margareta in Gerresheim zur Oper Duisburg. Sie wurden ausgesucht, um in dem Opernstück “Bajazzo/Pagliacci” mitzuspielen. Gemeinsam stellen sie eine Schar von Kindern dar, die in einem kleinen Dorf in Italien eine spannende Geschichte rund um eine umherziehende Theatergruppe miterleben. Dafür proben sie schon seit mehreren Wochen regelmäßig, da sie sehr schwierige Texte singen müssen, dazu auch noch auf Italienisch.
Viele anspruchsvolle Proben stehen ihnen noch bevor, die auch bis sehr spät in den Abend dauern. Dabei werden sie tatkräftig von Chorleiter Klaus Wallrath unterstützt der viel Zeit für dieses Projekt investiert. Er äußert sich über diese Tatsache trotz aller Strapazen sehr zuversichtlich: “Ja, natürlich sind die Proben alle sehr anstrengend, aber es ist wirklich ein unvergleichliches Erlebnis für die Kinder, dort auf der Bühne zu stehen, vor 1500 Menschen. Das ist ja auch was Tolles!”
Aufwendig sind die Proben mit den Kindern sicherlich: bis zu dreimal in der Woche üben die Kinder in den Probehallen der Deutschen Oper am Rhein; manchmal sogar bis zehn Uhr abends. Das merkt man den Kindern jedoch kaum an. Nur gegen Ende werden sie manchmal etwas unkonzentrierter und “hibbeliger”. Auch sind sie immer sehr erleichtert, wenn endlich wieder eine Pause ansteht. Dann spielen sie fangen oder erkunden die Probenhalle, die voll mit Requisiten steht.
“Ist das hier ´ne echte Zigarre?”, fragt ein Junge erstaunt. “Und, wird der eigentlich echt gemordet?”, kommt es aus einer anderen Ecke. Doch die Kinder nehmen die Proben gerne auf sich, damit am Ende Top-Aufführungen dabei herauskommen, die noch bis Juni aufgeführt werden. Außerdem machen ihnen die Proben ja auch Spaß. Franziska L. und Lea B. aus der Gruppe sind zum Beispiel sehr stolz darauf, einmal mit Profis zusammenarbeiten zu dürfen und haben auch überhaupt keine Angst, vor dem riesengroßen Publikum aufzutreten. Paul P. antwortet auf die Frage, ob ihm alles nicht manchmal viel zu stressig ist: “Naja, es ist schon stressig. Aber wir werden ja an den Tagen nach den langen Proben und nach den Aufführungen in der Schule für die 1. Stunde beurlaubt, von daher ist es relativ OK.” Auch Lisanne A. und Helen J. haben nicht sonderlich viel Angst. Sie sagen, dass sie ja ein guter Chor seien, und dass es deswegen schon klappen werde. Alle sind sehr optimistisch, was die Aufführungen angeht. Auch Spielleiter D. Hackenberg, der den Kindern erklärt und mit ihnen übt, wie und wo sie wann auf der Bühne stehen sollen, sagt ganz ruhig: „Man muss ihnen halt erklären, was sie machen müssen, da sie ja nicht viel vom Text verstehen, weil er auf Italienisch ist, und sie so Vieles doppelt lernen müssen. Aber das funktioniert ganz gut!” Außerdem erklärt er, er sei auch schon darin geübt, mit Kindern zu arbeiten, schließlich habe er schon in mehreren Opernstücken mit Kindern zusammengearbeitet, z.B. in dem Stück “Die Kluge”.
Obwohl alle Kinder nach den langen Proben häufig ziemlich erschöpft sind, sind sie sich alle einig, dass sie sehr gerne noch einmal an solch einem Projekt teilnehmen würden, wenn sie noch einmal die Chance dazu bekommen würden, und freuen sich jetzt schon sehr auf die Aufführungen. Nach der Probe steigen die Kinder, aufgedreht und erleichtert, die Probe hinter sich zu haben, wie jedes Mal, in den Bus, der sie zurück nach Gerresheim bringt, wo sie schon von ihren Eltern erwartet werden.
(RP "Schüler lesen Zeitung", 20.01.2010, S.14)
Informationen zu dem Opernstück finden Sie auf www.rheinoper.de. Das Stück dauert etwa 3 ¼ Stunden. Die ersten Aufführungen fanden im Dezember 2009 im Theater Duisburg statt; sie werden im Juni und Juli 2010 im Opernhaus Düsseldorf fortgesetzt. Karten (15 bis 70€) sind in der Deutschen Oper am Rhein oder im Internet erhältlich.