49. Woche 2017
Liebe Gemeindemitglieder,
Die Fähigkeit zum Warten steht ja nicht gerade hoch im Kurs. Sich Zeit zu nehmen, warten und erwarten zu können, nicht alles gleich haben zu müssen, ist keine Tugend dieser Zeit. Stattdessen: bitte alles sofort und unverzüglich.
Auf Päckchen und Pakete musste man noch vor ein paar Jahren ein paar Tage warten. Heute geht das über Nacht. Wenn Amazon nicht innerhalb 24 Stunden liefert, sind sie Versager. Alles muss verfügbar sein, sofort!
Warten hat sich erledigt.
Vielleicht hat der Advent, den wir an diesem Sonntag beginnen, es auch deshalb so schwer. Manche mögen ihn ja gar nicht mehr beim Namen nennen, es ist von der „Vorweihnachtszeit“ die Rede. Mit dem Begriff verschwindet auch die Prägung dieser Zeit aus dem Bewusstsein. Weihnachtsbäume verdrängen den Adventskranz, Festbeleuchtung erleuchtet die Straßen und Schaufenster, dabei warten wir doch eigentlich noch. Natürlich gibt es sofort viele praktische Gründe, warum es so und nicht anders sein muss.
Ich möchte mir den Advent aber leisten! Ich möchte mir die Zeit nehmen, in eine Haltung der gespannten Erwartung zu kommen. Der Advent ist eine schöne Zeit, wenn man sich ihn nur leistet! Im Advent kann langsam etwas entstehen. Das schönste Zeichen dafür ist der Adventskranz. Vier Kerzen, die nach und nach angezündet werden. Bescheiden aber sehr stimmungsvoll. Auch diese Schlichtheit muss man sich leisten wollen! Eine Genügsamkeit, die ausdrückt, dass sich ein Christ als Wartender und Erwartender versteht, als jemand, der beschenkt und überrascht werden will.
Wir haben von Gott etwas zu erwarten. An Weihnachten will er zu uns kommen. Dazu sendet er uns seinen Sohn. Im Evangelium an diesem Sonntag hören wir von Jesus selbst, worauf es ankommt: Seid wachsam. Leisten wir uns gemeinsam, wachsam und wartend durch diesen Advent zu gehen. Diese Zeit möge eine gesegnete Zeit sein.
Ihr und Euer
Sebastian Lambertz, Kaplan