44. Woche 2017
Liebe Gemeindemitglieder,
in den kommenden Tagen feiern wir nicht nur Allerheiligen und gedenken an Allerseelen unserer Verstorbenen, sondern wir gedenken auch der Reformation vor 500 Jahren. So dürfen evangelische und katholische Christen nach Jahrhunderten wechselseitiger Verurteilungen und Verunglimpfungen erstmals im Jahr 2017 gemeinsam die Reformation in den Blick nehmen. Frühere Jahrhundertgedenken zeichneten sich durch heftige wechselseitige Polemik aus: Für evangelische Christen waren sie Anlass, ihr Glaubensverständnis zu feiern und zu rechtfertigen, während Katholiken die evangelischen Christen des Abfalls von der wahren Kirche beschuldigten.
2017 ist der historische Kontext für die Erinnerung an die Reformation ein völlig anderer als in früheren Jahrhunderten: Die Erinnerung findet in einem ökumenischen Zeitalter statt. Dieses Jahr wird auch das 50. Jahr des Lutherisch/Römisch-katholischen Dialogs sein. Das ist eine Herausforderung sowohl für die Weise der Erinnerung wie für die Ökumene. Eines ist indes gewiss: Katholiken und Lutheraner wollen nicht die Spaltung der Kirche feiern, sondern an die theologischen Einsichten und Ereignisse erinnern, die "Reformation" genannt werden.
Dies geschieht auch in der Überzeugung, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam bestehen können und deshalb weiterhin die Einheit suchen müssen, um für die Welt glaubhafte Zeugen Jesu sein zu können. So sollten wir uns am 31. Oktober nicht nur über einen zusätzlichen freien Tag, sondern uns auch an den Gaben der "getrennten Brüder" freuen und an diesem Tag besonders für die Einheit beten, damit die Welt glaubt.
Pfarrer Joachim Federhen