37. Woche 2016
Barmherzig wie der Vater,
Wenn ich gefragt werde, wer und wo und wie Gott ist, dann antworte ich mit diesem Gleichnis. Wer hier auf den Vater sieht, wie er sich verhält, was er sagt und was er nicht sagt, der erfährt mehr über Gott als in hundert schlauen Büchern oder Kirchengesetzen. Dieses Gleichnis ist für mich zum entscheidenden Schlüssel für mein Gottesbild geworden. Das „Jahr der Barmherzigkeit“ hat sich den Titel gegeben: „Barmherzig wie der Vater“. Damit richtet es den Blick nicht allein auf Gott, sondern ebenso auf uns. Es bleibt Zu- und Anspruch in gleichen Teilen.
Wenn wir uns diesem Anspruch stellen, erkennen wir eine Diskrepanz. Wir erkennen unsere natürlichen, weil geschöpflichen Grenzen: Unsere Barmherzigkeit, unsere Liebe ist nicht so groß, bedingungslos, vollkommen wie die des Vaters. Kann sie auch nicht sein, denn sie ist menschlich, nicht göttlich. Nun weiß Gott ja, was er geschaffen hat, er kennt uns, er kennt unser Herz. Wir sind der Sohn: Frei, mutig, selbstbewusst, abwägend und entscheidend, fähig zum Scheitern, Nachdenken, Umkehren und Lieben.
Trotzdem: Der Anspruch muss bestehen bleiben. Barmherzig zu sein wie der Vater wird zukünftig DAS Kriterium für uns Christen in der Welt sein. Es wird zukünftig noch weniger Relevanz haben, was „die Kirche“ aus ihren Gotteshäusern, Kathedralen und aus dem Vatikan den Menschen zu den großen Lebensthemen sagt und entscheidet. Das muss uns klar sein. Wir haben einen erheblichen Relevanzverlust. Die Kirche der Zukunft wird man auch/gerade im Düsseldorfer Osten daran erkennen, wie sie für die Menschen da ist: liebend und barmherzig – wie der Vater. Auf unserem Konvent am 05.November wollen wir überlegen, wie das hier bei uns geschehen kann. Was ist ihre Antwort auf diese Frage?
Ihr
Markus Herz, Pastoralreferent