35. Woche 2014
Felsenfest bauen
Der deutsche Schriftsteller Reiner Kunze (geb. 1933) hat ein kleines Gedicht zu Thema ‚Wort‘ geschrieben:
Wort ist Währung
Je wahrer,
desto härter
Menschen, bei denen ein Wort noch viel gilt, sind kostbar. Sie sind wie eine harte Währung, die keiner Inflation unterliegt. Leider steigt die Inflation in diesem Bereich rasant. Wenn man ein Wort nicht mehr halten kann, sind die Umstände schuld. Man muss ja flexibel bleiben.
Petrus legt ein Bekenntnis zu Jesus ab. Wie kostbar ist das, wenn dieses bekennende Wort eine harte Währung ist. Jesus nimmt es an und sagt zu Petrus: du bist der Fels, auf den ich meine Kirche bauen will. ‚Fels‘ - lateinisch ‚petra‘ = Stein, Fels - wird zu seinem Namen. Eigentlich heißt er Simon. Er legt ein Bekenntnis ab, dass nicht nur seinem Leben Sinn und Bedeutung gibt, sondern auch vielen Generationen nach ihm, nämlich allen christlichen Kirchen. Dieses Bekenntnis trägt ihn durch seinen gewaltsamen Tod hindurch.
Die Festigkeit seines Bekenntnisses ist durch Krisen hindurch gewachsen. Er hat sein Gottesbild korrigieren müssen angesichts des Kreuzes Jesu. Er hat lernen müssen, dass Auferstehung nicht einfach Verlängerung dieses Lebens bedeutet, sondern Eintritt in den Himmel Gottes. Auch die Kriterien, wer zur Kirche gehören darf, hat er korrigieren und ausweiten müssen. Aber die Krisen haben sein einmal gegebenes Wort nicht weich werden lassen. Er ist auch nicht dogmatisch engstirnig geworden und hat fundamentalistisch an dem gegeben Wort festgehalten. Es ist durch das Leben geformt und durch Krisen zu einer klaren inneren Haltung geworden: Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.
Natürlich sind Krisen keine angenehme Zeit. Sie sind anstrengend und kosten Energie. Es ist aber eine entscheidende Haltung, ob Krisen auch als eine Chance zum inneren Wachsen gesehen werden oder nur als lästig und deshalb als schnell beendet werden müssen. Dann wird man ein gegebenes Wort schneller aufgeben und sich Neuem zuwenden.
Petrus gab sein Wort. Und auf sein Wort hin konnte Kirche gebaut werden und wachsen – übrigens bis auf den heutigen Tag. Sein Wort ist heute unser Wort, eine kostbare Währung.
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag,
Ihr
Karl-Heinz Sülzenfuss, Pfarrer und Leiter der Gemeinde