26. Woche 2015
Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium dieses Sonntags fiel mir ins Auge vor allem der Vers 36 (Mk 4,36): „Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.“
Dies hat etwas mit meiner jetzigen Situation zu tun – im Übrigen, das ganze Evangeliums des Sonntags lese und höre ich im Zusammenhang mit meiner aktuellen Lebensgeschichte! Zugleich bin ich – angesichts meiner Situation – sehr dankbar, dass es diese Geschichte vom Sturm auf dem See im Markus-Evangelium gibt.
Ich darf in aller Bescheidenheit, aber auch in Dankbarkeit, sagen: Seit meiner Priesterweihe im Jahre 1966 fahre ich „in dem Boot, in dem Jesus saß“ in der deutschen Seelsorge mit.
An keinem einzigen Tag bin ich mit meinen Begleitern und Begleiterinnen in eine „Seenot“ geraten, die diesen Namen verdient. Sicher gab es schon kleine äußere und innere „Stürme“ am „Meer“ meines Lebens und meines Zusammenlebens. Ich wäre so gerne in diesem „Boot“ geblieben bis zum 10. Juli 2016 – mit meinem goldenen Priesterjubiläum hätte ich dann diese „Fahrt“ in Deutschland beendet. Es kam aber anders! Ich hätte zwar bis zu diesem Datum bleiben können, aber für meine Provinz und für mich unter unhaltbaren Bedingungen. Deswegen habe ich mich anders entschieden! Unserem Erzbistum und meiner Provinz mache ich keine Vorwürfe. Trotzdem bin ich traurig und wie gesagt froh, dass es dieses Evangelium gibt.
Mitten in der Arbeit für das Evangelium, für das Reich Gottes auf Erden – wie die Jünger Jesu damals mitten in der Arbeit – erlebte ich einen „Sturm“, der mich sehr erschütterte, denn die „Grenzziehung“, die ich geplant habe und meine Kollegen und Kolleginnen akzeptierten, wurde durchgekreuzt, ging nicht in Erfüllung. Dennoch bin ich – wie gesagt – dankbar für diese Geschichte, für dieses Evangelium!
Das Evangelium zeigt uns – wie Markus damals seiner Gemeinde zeigte –, dass wir uns jedem „Sturm“ getrost aussetzen können, vor allem in den Situationen, die uns überfordern, weil wir nicht allein im „Boot“ sind.
Jesus, der Herr, der während des Sturmes schläft auf einem „Kissen“ ist ein Bild: zum Einen für sein Vertrauen zu den Seinen und zum Anderen für uns, dass wir trotz aller Stürme ohne Angst sein können, weil wir in der Hand dessen sind, der den Chaosmächten ihre Grenzen gesetzt hat.
Diese Geschichte – das spüre ich – fragt mich in dieser Situation nach meinem Glauben! Ich denke aber auch alle, die Jesus nachfolgen, werden nach ihrem Glauben gefragt, nicht nur an den Sonnentagen, sondern auch wenn die Stürme in unserem Leben aufkommen, auf der Fahrt zum „anderen Ufer“, dorthin, wo Jesus, unser Bruder und Herrn, schon angelangt ist.
„Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,39e-40)
Liebe Schwestern und Brüder, es würde mich sehr freuen, wenn wir uns sehen würden beim Auftaktgottesdienst am So., 16.08., 18 Uhr in St. Margareta und bei einem besonderen Abschluss für mich in St. Reinold am So., 30.08., 9:30 Uhr verbunden mit einem kleinen Pfarrfest.
Mit herzlichen Grüßen
Pfarrer Pater Rafael Ivankic, Pfarrvikar