25. Woche 2015

Liebe Schwestern und Brüder,

„Die Zeit der Ernte ist da.“ Es ist wohl kaum verwunderlich, dass mir gerade dieser Satz ins Auge sprang. Zum Ende meiner Zeit hier bei Ihnen schreibe ich also meinen letzten Leitartikel ausgerechnet zum wunderbaren Gleichnis der selbstwachsenden Saat. Was könnte besser passen!

Nicht nur mit Katecheten haben wir in den fünf Jahren oft über das Säen gesprochen und darüber, dass wir das Eigentliche in Gottes Hand geben müssen und dürfen. Es ist ein tiefes Bild für Vertrauen auf das Wirken Gottes, auch wenn wir nicht wissen, wie und wann es geschieht. Wenn wir unseren Teil tun und säen, wird Gott seinen Teil tun – und wie durch ein Wunder wächst der Same heran.

Gleichzeitig aber ging mir beim Lesen direkt ein Satz von Christian Hennecke durch den Kopf: „Wir sind nicht Säleute, sondern Ernteleute.“ Ein interessanter Blickwechsel: weg von der Mühe, die wir vor Gottes Wirken zuerst investieren müssen, ohne möglicherweise Ergebnisse zu sehen – hin zu dem Bewusstsein, dass Gott schon längst gewirkt hat! Es ist genau diese Erkenntnis, die die schönsten Momente meiner Zeit hier ausgemacht hat: die Freude zu merken, da war Gott am Werk – ob mit oder ohne mein Zutun…

Zum Beispiel die Tauferneuerung bei der Wallfahrt nach Remagen, bei der so viele mit Tränen in den Augen die erneute Zusage Gottes spürten…

Zum Beispiel das behinderte Erstkommunionkind, das am Festtag beim Empfang des Sakramentes dermaßen jauchzte vor Freude, dass es den Angehörigen fast peinlich war…

Zum Beispiel der Schulgottesdienst, in dem die Kinder mir erklärten, was Jesus mit „Werdet wie die Kinder“ gemeint hat…

Zum Beispiel der stille Moment im Relikurs bei der Vorbereitung des Gottesdienstes „If you gave me a chance I would take it“, als klar wurde, dass Gott das zu jedem Menschen sagt…

Vor allem aber waren es persönliche, lange oder kurze, intensive oder sporadische Begegnungen mit Ihnen, bei denen wir in welcher Form auch immer ein Stück Glauben und Leben geteilt haben. Dafür möchte ich von Herzen danken!

Ich wünsche Ihnen Geduld und Vertrauen, wo Sie säen, und Freude, wo Sie ernten – dass Sie immer wieder entdecken und staunen, was Gott tut!

Shalom uberachah (Friede und Segen),

Ihre

 Bild: Creative Commons License 3268zauber, via wikipedia

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