21. Woche 2017

Hans Guck-in-die-Luft

„Wenn der Hans zur Schule ging,
Stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
Schaut er aufwärts allenthalben;

Vor die eignen Füße dicht,
Ja, da sah der Bursche nicht (…)
Einst ging er an Ufers Rand
Mit der Mappe in der Hand.

Nach dem blauen Himmel hoch
Sah er, wo die Schwalbe flog,
Also daß er kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.

Und die Fischlein in der Reih‘
Sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! und plumps! der Hans
Stürzt hinab kopfüber ganz!“

Hans Guck-in-die-Luft aus dem „Struwwelpeter“ hat Generationen von Kindern vor den Gefahren gewarnt, die entstehen, wenn man unentwegt in den Himmel schaut, anstatt den Blick nach vorne zu richten. Christen hören die gleiche Warnung am Fest Christi Himmelfahrt: „Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ (Apg 1,9-11). Es ist jetzt nicht mehr Not-wendig, dem Auferstandenen wehmütig, trauernd in den Himmel hinterher zu starren - er bleibt ja unter uns und wird wiederkommen. Not-wendig und gefragt ist jetzt unser Blick auf die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten“ (Gaudium et Spes 1). Darauf kommt es an, wenn Er ankommt. Wenn unser Blick am blauen Himmel hängen bliebe, würde die „Veranstaltung Christentum“ ins Wasser fallen wie Hans Guck-in-die-Luft. Wenn wir aber vorwärts möchten, müssen wir auf dem Boden bleiben, uns an dem orientieren, was vor unseren Füßen liegt. Wir müssen auf unseren Flecken Erde schauen, auf unsere Lebenswelten, Familien, Kolleginn/en, auf unsere Bürgersteige, in unsere Geschäfte, Arztpraxen, Schulen, in unsere Nachbarhäuser. Der Auferstandene sendet seine Jünger ja wieder nachhause – nach Galiläa, in ihre Heimat, in ihren Alltag. Dort werden sie jetzt gebraucht. Hier werden wir jetzt gebraucht.

Halten Sie die Augen offen!

Ein gesegnetes Himmelfahrt-Fest wünscht euch und Ihnen

Unterschrift Herz
Markus Herz, Pastoralreferent

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