21. Woche 2014

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leser

Pater Robert hat eine Wohnung in der Nachbarschaft von St. Katharina gefunden. Meine neue Dienstwohnung in Oberpleis ist noch nicht bezugsfertig. Eine 4köpfige Familie aus Armenien sucht eine bezahlbare Wohnung in Gerresheim. Wohnraum in Düsseldorf ist fast unerschwinglich teuer.

Das Thema „Wohnung“ begegnet uns auf Schritt und Tritt. Mit der eigenen Wohnung verbinden wir sowohl Freiheit als auch Sicherheit, Geborgenheit und Selbständigkeit. Junge Erwachsene empfinden sich als unfrei, solange sie zusammen mit ihren Eltern in der gemeinsamen Wohnung wohnen müssen. Asylanten empfinden sich als unfrei, solange sie in einem „Asylantenwohnheim“ untergebracht sind. Senioren empfinden sich ihrer Selbständigkeit beraubt, wenn sie in ein Senioren- oder Pflegeheim ziehen müssen. „My home is my castle“ – meine Wohnung ist meine Burg – sagt der Engländer. Hier finde ich die Sicherheit, die ich zum Leben brauche.

Schön und gut – aber eines dürfte uns allen klar sein: am Ende ist auch die tollste Wohnung nichts anderes als eine Sandburg am Strand des Ozeans – sie wird von der nächsten Welle weggewischt – und der Strand ist binnen kurzer Zeit wieder so, als ob es unsere Sandburg nie gegeben hätte.

Der Tod nimmt uns die vermeintlichen Sicherheiten, die wir zum Leben brauchen. Der Tod macht uns alle irgendwann zu Obdachlosen.

Gegen diese Wirklichkeit unseres Lebens sagt Jesus im Sonntagsevangelium (Joh 14, 1-12): „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen … Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten“.

Für mich heißt das – gerade jetzt wo ich wiedermal eine neu-gewonnene Heimat und Wohnung verlassen muss, um wo anders eine neue Heimat zu finden – dass Gott uns diese Heimat und Wohnung bereit hält, die bleiben wird und die all das schenkt, was wir uns mit den Begriffen wie Wohnung und Heimat erträumen. Eine Wohnung und Heimat, die auch der Tod uns nicht mehr nehmen kann. Das tröstet mich, obwohl ich Abschied nehmen muss von mir lieb gewordenen Menschen.

Und zugleich ist dieser Abschied auch ein Auftrag – für mich, der ich gehe und für Sie, die Sie bleiben:

  1. bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und politisch anzu-mahnen, damit Menschen bei uns Heimat finden können
  2. das Gemeindeleben so zu gestalten, dass hier Heimat erfahrbar wird – für die, die schon immer hier wohnen und für die, die gerade neu hinzugezogen sind – und nicht nur für die Katholiken.

Die Kirche versteht sich selbst als ein Abbild des „himmlischen Jerusalems“ – bei uns können die Menschen eine Ahnung von der Heimat bekom-men, die Gott uns schenken will. „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“, sagt Jesus. Da wird es also auch sehr multikulturell zugehen.

Ich wünsche Ihnen und unseren Gemeinden, dass wir so Jesus als den Weg, die Wahrheit und das Leben (neu) entdecken können.

Ihr

Unterschrift Hoitz
Markus Hoitz, Pfarrvikar

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