20. Woche 2015

Liebe Gemeinde,

„Es ist schön, wenn Menschen zu Besuch kommen. Noch schöner ist es, wenn sie wieder gehen.“ Hinter dem Witz dieses Satzes steckt etwas Wahres.

Jemanden zu Gast bei sich zu haben ist etwas Schönes! Für Gäste putzen wir unsere Wohnungen, stellen Blumen auf den Tisch und kredenzen die ein oder andere, manchmal auch aufwendig zubereitete, Köstlichkeit. Wir bereiten uns intensiv auf den Besuch vor, damit sich der Gast bei uns auch wohl fühlt.  Nicht selten ist das auch mit Stress verbunden. Wenn die Menschen, die wir in unser Haus und unser Leben lassen, sich am Ende des Besuches so langsam verabschieden, sagen wir manchmal: „Bleib doch noch!“ Die Aufforderung zu bleiben ist von uns natürlich nicht zeitlich unbeschränkt zu verstehen. „Bleib!“ meint in etwa noch ein oder zwei Stündchen, vielleicht auf ein letztes Dessert oder Glas im Stehen.  Danach darf ruhig jeder wieder getrennte Wege gehen und der alte Zustand, Normalität, einkehren.

An den letzten drei Sonntagen vor Pfingsten hören wir aus dem Johannesevangelium die Abschiedsreden Jesu. In diesen Reden bereitet Jesus seine Jünger auf das vor, was nach seinem Tod und seiner Auferstehung kommen soll. Seine Anweisungen und Mahnungen sind deutlich auf die Zeit nach Ostern hin formuliert: Der Geist Jesu, der Pfingsten auf die Kirche herabkommt, soll von seinen Jüngern weitergetragen werden, auch wenn Jesus selbst nicht mehr unter ihnen ist. Jesus ruft seine Jünger auf, zu bleiben. Das „Bleib!“, das Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl sagt, ist nicht auf kurze Sicht hin gemeint, auf ein oder zwei Stündchen, sondern ist essentiell zu verstehen. Nur wenn die Jünger auch nach dem Tod und der Auferstehung Jesu bleiben, kann die Sache Jesu weitergehen. „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!

Jesus und seine Jünger sollen nie mehr getrennte Wege gehen. Das gemeinsame Mahl ist nicht mit dem Abräumen des Tisches beendet, sondern soll weitergehen, auch wenn der Gastgeber selbst nicht mehr mit am Tisch sitzt. Nur wenn die Jünger bei dem bleiben, was Jesus verkündet und gelebt hat, können sie reiche Frucht zu den Menschen bringen. Jesus ruft hier gerade zu keinem Aktionismus auf, der mit seiner Mission verbunden sein könnte. Noch vor jeder Aufgabe, die an die Jünger ergeht, steht ein freundliches und einladendes: „Bleib!“

Ihre Pastoralassistentin

Unterschrift Brentano
Lisa Brentano , Pastoralassistentin

Bild: © Elfriede Klauer, via pfarrbriefservice.de

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