17. Woche 2015
Liebe Schwestern und Brüder!
Wissen Sie, was ich an den Ostererzählungen liebe? Sie sind so schön realistisch! Ja, ich weiß schon, natürlich nicht in der Frage der Auferstehung selber J. Die ist und bleibt etwas, was unseren üblichen menschlichen Realitätssinn vollkommen übersteigt, das ist klar.
Aber ich meine jetzt alles andere in diesen Erzählungen. Nehmen Sie nur das heutige Evangelium. Wenn mich nicht alles täuscht, macht Jesus allein in dieser Szene an die fünf Anläufe, um die Jünger wirklich zu überzeugen. Sie benehmen sich genauso, wie ich mir gewöhnliche Menschen in einer derart außergewöhnlichen Situation vorstellen würde. Ungläubig, entsetzt, erschreckt, staunend und erst langsam, zögerlich davon überzeugt, keine Hirngespinste zu haben, keine Gespenster zu sehen.
Ich finde das einerseits sehr tröstlich. Wenn die engsten Freunde von Jesus so viel Zeit und Hilfestellungen brauchen, dann darf auch mein Glaube langsam wachsen. „Die Geduld Gottes rettet die Welt“, sagte Papst Benedikt XVI – und diese Geduld verkörpert Jesus hier gegenüber seinen Jüngern auf eine wunderbar liebevolle Weise, wie ich finde.
Andererseits finde ich dieses Verhalten der Jünger ungeheuer glaubwürdig. Es ist tatsächlich einer der Gründe, warum ich heute an Ostern glaube: Diese Zeugen sind glaubwürdig, denn es waren Menschen wie du und ich. Es waren keine Oberfrommen, keine religiösen Fanatiker, keine Verrückten – für ihren Sinneswandel hat man schon alle möglichen Erklärungen bemüht. Doch selbst ein Artikel im Spiegel zu den Ursprüngen des Christentums kam nicht umhin zuzugeben, dass keiner dieser Erklärungsversuche (Wunschdenken, Diebstahl des Leichnams, Massensuggestion…) wirklich befriedigend ist. Am Ende bleibt nur eine einzige realistische Möglichkeit: die Auferstehung – so unglaublich das sein mag.
Wie gesagt: wenn Sie da nicht ganz mitkommen, sind Sie in guter Gesellschaft mit den Jüngern von damals! Und hoffentlich erfahren wir heute genauso auch die Geduld und Hilfe vom Himmel, damit auch wir zum Glauben kommen…
In diesem Sinne eine gnadenreiche Osterzeit!
Ihre
Christina Schweflinghaus, Pastoralassistentin
Bild: Bernhard Riedl, Auferstehung Christi Himmelfahrt, bilder.erzbistum-koeln.de