16. Woche 2016

Wo sind denn die Kommunionkinder?

Alle 150 sind bei den sechs großen Katechesen, zu einem Versöhnungswochenende und bei zahlreichen Schul-Gottesdiensten. Einige Kirchgänger unter uns aber vermissen die Kinder in den Sonntagsmessen. Das kann ich gut nachvollziehen, denn mittlerweile hat uns auch hier in St. Margareta eine umfassendere Entwicklung eingeholt: Die gewohnte Selbstverständlichkeit des Messbesuches an Sonn- und Feiertagen nimmt - nicht nur bei Kommunionkindern - rapide ab. Die Gründe dafür sind bekannt. Man kann darauf nun unterschiedlich reagieren, z.B. mit Verpflichtung. Verpflichtung zieht Kontrolle nach sich, Kontrolle schließlich Sanktionen. Wollen wir das? Ein Panini-Stickerheft, das den Messbesuch nachweist? Was wäre denn damit eigentlich nachgewiesen? Und: Warum dann nur bei den Kommunionkindern und nicht auch  bei Ihnen?

Die Entwicklung überrascht uns in St. Margareta nicht, schon vor fünf Jahren haben wir mit einem alternativen Weg darauf reagiert: Mit der einladenden und zunehmend erstmaligen Hinführung der Erstkommunionkinder und ihrer Eltern auf die tätige Teilnahme an der Eucharistie, Schritt für Schritt. Neu ist, dass wir dabei zunächst Erfahrung ermöglichen und vertiefen, nicht Wissen. Alles Wissen der Welt führt nie in eine echte Erfahrung der Gottesnähe. Aber wenn ich wirklich einmal erfahren habe, dass dieser Gott in der gemeinsamen Feier tatsächlich da ist (Ex 3,14), dass er tatsächlich mein Leben bereichern kann, und wenn mir Menschen liebevoll dabei helfen, dies zu deuten, dann kann irgendwann auch Hunger nach mehr Wissen, mehr Lernen und sogar nach regelmäßiger Teilnahme an diesen gemeinsamen Feiern der Gegenwart Gottes (= Liturgie) entstehen.

Ich schaue in das heutige Evangelium und lese eine große Einladung zur Gelassenheit: „Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.“ Die Kinder sind durch ihre Taufe schon längst in der Hand Gottes. Unsere Aufgabe ist es zunehmend, so oft wie möglich von der Liebe dieses Vaters zu erzählen, Geschmack auf diesen Gott zu machen, Zeugnis zu geben – auch in unseren Gottesdiensten. So kann Liebe viel leichter entstehen als durch  Verpflichtung und Kontrolle. Dass dies nicht von heut auf morgen geschieht und dass es dazu ein Umdenken und viel mehr Geduld als früher braucht, das musste selbst ich lernen.

Allen Kommunionkindern und ihren Familien wünschen wir Gottes Segen zu ihrem Festtag und eine Gemeinde, die gerne, liebevoll und oft Zeugnis von diesem Vater gibt, in dessen Hand wir immer geborgen bleiben.

Ihr

Unterschrift Herz
Markus Herz, Pastoralreferent

Bild: © Katharina Braddell

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