11. Woche 2015

Gesetz und Tempel

– das sind die beiden Pole, um die sich die Lesungen des heutigen 3. Fastensonntages drehen. In der 1. Lesung vergegenwärtigen wir uns den Bundesschluss Gottes mit seinem Volk am Sinai. Mit den zehn Geboten gibt Gott seinem Volk die lebensnotwenige Ordnung, Einheit, Identität. Verdächtigt, sich über das Gesetz zu stellen, muss sich Jesus später im Anschluss an die Seligpreisungen rechtfertigen: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ (Mt 5,17). Seine Worte über den Tempel im heutigen Evangelium erregen den gleichen Verdacht: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ So muss der Evangelist Johannes auch hier Jesus erklären lassen: „Er aber meinte den Tempel seines Leibes.“ 

Will Jesus das Gesetz aufheben? Will er den Tempel niederreißen? Für alle Gläubigen des Volkes Israel wäre das natürlich die größte Zumutung und Anmaßung gewesen. Denn Gesetz und Tempel sind „Orte“ der persönlichsten Begegnung mit dem Gott, der dieses Volk erschaffen hat, „Orte“, an denen jeder Gläubige seine Ant-Wort auf das Schöpfer-Wort Gottes, auf seinen Bund geben konnte. Hier waren sie ihrem Gott ganz nahe. Jesus will aber sagen: Ich bin der Messias, der Sohn Gottes selbst. Näher könnt ihr Gott gar nicht kommen – nicht durch die Erfüllung aller Gesetze, nicht im Jerusalemer Tempel, denn ich bin Leib-haftig Gott! Ab jetzt ist Er der un-überbietbare Ort jeder Gottesbegegnung, die sichtbare Gegenwart Gottes unter den Menschen. Und – das feiern wir Christen in der Abfolge unserer höchsten Feste Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten - er bleibt mit seiner Gegenwart bei uns „alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20). Das ist und bleibt wirklich, unüberbietbar! 

24 Stunden lang lädt Gott selbst uns am kommenden Wochenende wieder ein, in seine sichtbare Gegenwart zu kommen, uns von seiner Gegenwart erfreuen, bestärken, segnen zu lassen. Wer hätte heute keine Freude, keine Stärkung, keinen Segen nötig …. „Orte“ der Begegnung sind an diesem „Tag des Gebetes“ unsere Gotteshäuser und Kapellen und der Weg, der diese Orte verbindet. Bringen wir den Tempel des Leibes, den Leib Christi durch unsere Straßen und zu den Menschen. Wir haben seine Gegenwart Not-wendig.

Darauf freut sich – wie in den letzten Jahren

Unterschrift Herz
Markus Herz, Pastoralreferent

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