11. Woche 2014

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leser,

am kommenden Wochenende empfangen rund 140 Jugendliche durch Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp das Sakrament der Firmung.

Diesmal war die Firmvorbereitung anders als in den vergangenen Jahren. Nicht mehr der klassische Firmunterricht, sondern 9 unterschiedliche Projekte, bei denen die Katechet(inn)en versuchten, mit den Jugendlichen persönlich über den Glauben ins Gespräch zu kommen.

Mich macht das Thema „Firmvorbereitung“ äußerst nachdenklich. Noch immer schwebt in unseren Köpfen die Vorstellung, dass mit der Firmvorbereitung aus unseren Jugendlichen „erwachsene Christen“ werden sollen, die sich dann auch möglichst direkt nach der Firmung konstruktiv und lebendig in die Gemeinde einbringen sollen.

Das kann nicht funktionieren:

  • weil unsere erwachsenen Fragen nach Gott und der Welt nicht die Fragen der Jugendlichen sind (über welche Fragen haben Sie mit 15/16 nachgedacht?)
  • weil unsere Jugendlichen durch den Leistungsdruck in Schule und Freizeit gar nicht den inneren Freiraum haben, um auf die Frage nach Gott zu kommen – zuerst steht da die Frage, wie ich die nächste Klausur packe und wie den Schulabschluss.

Und ich frage mich, wie Jesus das wohl gemacht hätte. Im Johannesevangelium (1,35ff) heißt es: „Die beiden Jünger … folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Meister, wo wohnst Du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm.“

Eigentlich ist das doch ganz einfach, was Jesus da tut: keine Lehre, kein Katechismus, kein Unterricht, sondern er lädt die neugierigen Jünger einfach in sein Wohnzimmer ein. Er lädt sie ein, das alltägliche Leben miteinander zu teilen.

Und mehr hab ich bei der Firmvorbereitung in meinen Gruppen nicht getan. Da ging es nur ganz selten um „Glaubenswissen“, mehr um die persönliche Glaubwürdigkeit. Ebenso ging es in den anderen Gruppen um die „Authentizität“ der Glaubenszeugen, der Katecheten, die mit ihrem Charisma gefragt waren

„Glaubenswissen“ kann man auch auf „Wikipedia“ nachschlagen. Aber wie ich persönlich unseren Glauben lebe – mit allen Zweifeln und mit aller Kritik – das kann man nur durch persönliche Begegnung erfahren. Wenn unsere Jugendlichen in der Firmvorbereitung „authentischen Glaubenszeugen“ begegnet sind, dann wissen sie auch, wem sie die drängenden Fragen stellen können – wenn sie früher oder später kommen.

Dann sind sie „firm“ fürs Leben aus dem Glauben.

„Ist das nicht zuwenig?“ werden manche fragen. Ich frage zurück: muss man den Katechismus auswendig können, um gefirmt zu werden?, muss man erst das Martyrium erlitten haben, um zur Firmung zugelassen zu werden? Reicht nicht die neugierige Frage der Jünger: „Meister, wo wohnst Du?“ Klar – wer dann nicht mitgeht, wer sich nicht auf die Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen Christen einlässt, der hat sich selbst vor die (Wohnzimmer-)Tür gestellt.

Für die nächste Firmvorbereitung brauchen wir keine neuen Bücher, sondern Gemeindemitglieder, die sich und ihr Wohnzimmer für die Jugendlichen öffnen.

Vielleicht machen Sie beim nächsten Firmkurs mit und laden die Jugendlichen ein: Kommt und seht!

Ihr

Unterschrift Hoitz
Markus Hoitz, Pfarrvikar

Infos zum Umbau im Altenheim Gerricusstift: Wocheninfo 11/14, Seite 3 (pdf, 162 KiB)

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