9. Woche 2022
Liebe Schwestern und Brüder,
und wieder ein Jahr „Karneval ohne Karneval“. Kann es denn eine Fastenzeit ohne vorherige ausgelassene Freude geben? Ist es nicht gerade der krasse Unterschied zwischen Karneval und Aschermittwoch, der radikale Bruch, der es ganz klar verdeutlicht, um was es geht, auf was wir uns vorbereiten, der uns innehalten lässt?
Und haben wir nicht schon genug „Fastenzeit“-Corona hinter uns? Kein oder wenig Urlaub, keine Treffen mit Freunden, keine Großveranstaltungen, keine Fußballbundesliga usw.?! Aber dennoch, es geht um uns selbst, um unser Inneres. Und da hilft das heutige Evangelium, es macht deutlich, dass es nicht um Äußerlichkeiten geht, sondern ums Eingemachte.
Es geht darum, in Selbstreflexion sich selbst den Splitter aus dem Auge zu ziehen, und es geht eben nicht darum, den anderen zu kritisieren und zu sagen: Schau her, ich bin besser als du!
Ich wünsche uns allen dieses In-sich-Kehren, dieses Sich-in-Frage-Stellen in der Fastenzeit.
Die Kirche von Köln bekommt noch eine weitere, schwere Aufgabe in der Fastenzeit dazu. Unser Kardinal kommt nach den Besinnungstagen und -wochen wieder zurück in sein Amt. Für uns und für ihn eine schwierige Aufgabe.
Wie beim Karneval: Ein Weiter-so, gibt es in der Fastenzeit, gibt es aber auch im Bistum nicht. Darum - finde ich - ist der gewählte Termin eine Chance! Ein langsamer, behutsamer Neuanfang, ein gegenseitiges Aufeinander-Zugehen. Wenn jede Partei die eigenen Balken aus dem eigenen Auge zieht, um besser sehen zu können, und nicht in Gruben, in Abgründe fällt; wenn alle Parteien sich nicht selbst überhöhen und meinen, sie seien besser als die jeweils andere, dann kann es gelingen.
Keiner möge sich über den Meister erheben. Der Meister ist eben keine Institution oder Gruppierung, sondern er hängt in jeder unserer Kirchen sichtbar für uns am Kreuz. Aber wie schon ein Schlager sagt: Dieser Weg wird kein leichter sein!
Ich wünsche euch und Ihnen trotzdem einen schönen Karneval, einen guten Einstieg in die Fastenzeit und uns allen einen gelingenden gemeinsamen Weg in unserer Pfarrei, im Bistum und in der Weltkirche.
Euer und Ihr
Kay Adam, Diakon