50. + 51. Woche 2025

Umkehr als gesellschaftliche Herausforderung

Der Advent ist mehr als eine Zeit der persönlichen Vorbereitung auf Weihnachten – er ist ein Ruf zur Umkehr (Mt 3,2), der auch die Gesellschaft betrifft. Johannes der Täufer fordert im Evangelium keine bloße Ritualfrömmigkeit, sondern „Frucht der Umkehr“ (Mt 3,8). Sein Aufruf zur Gerechtigkeit und sein scharfer Protest gegen Heuchelei (Mt 3,7–10) sind heute aktueller denn je. Die katholische Soziallehre beispiels-weise betont, dass Glaube und gesellschaftliches Handeln untrennbar sind. Papst Franziskus spricht von einer „Revolution der Zärtlichkeit“ (Evangelii Gaudium, 88), die Armut bekämpft und Ausgrenzung überwinden will. Der Advent erinnert uns: Gottes Reich beginnt dort, wo wir Strukturen der Ungerechtigkeit hinterfragen – sei es in Wirtschaft, Politik oder Umwelt. Johannes kündigt Jesus an, der „mit dem Heiligen Geist und mit Feuer“ tauft (Mt 3,11). Dieses Feuer steht für Reinigung und Erneuerung – nicht nur des Einzelnen, sondern der ganzen Gesellschaft. Wo braucht es heute solches Feuer? In der Klimakrise, die Solidarität mit zukünftigen Generationen verlangt? In der Migrationspolitik, die Menschenwürde achten muss? Oder in der Wirtschaft, die dem Gemeinwohl dienen soll? Der Advent ist eine Zeit der Hoffnung, die zum Handeln auffordert. Als Christen sind wir gerufen, „Wege zu bereiten“ (Mt 3,3) – durch konkrete Taten der Nächstenliebe, sei es in der Nachbarschaftshilfe, im Einsatz für Gerechtigkeit oder im bewussten Umgang mit der Schöpfung. So wird der Advent zur Schule der Umkehr – für uns und die Welt.

 

Unterschrift Reiner Linnenbank
Reiner Linnenbank, Diakon

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