48. Woche 2023
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
An diesem Sonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, feiern wir Christkönigssonntag. Seit 1925 gibt es dieses Fest im Kalender der Kirche, allerdings nicht von Beginn an am letzten Sonntag des Kirchenjahres. Die Idee dieses Festes besteht darin, nochmals hervorzuheben, dass keine Macht der Welt das Recht hat, die Herrschaft über die Herzen der Menschen zu beanspruchen. Während der Nazi-Zeit haben junge Katholiken das Fest genutzt, um ein sichtbares Zeichen gegen den Führerkult der Nazis zu setzen. Sie sind auf die Straße gezogen und haben sich mit Fahnen und Liedern zu Christus als ihrem König bekannt.
Die Szene aus dem Matthäusevangelium, die wir am Christkönigsfest hören, zählt zu den bekanntesten im Neuen Testament. Wie reagieren wir spontan darauf? Zunächst werden hier einige Klischees bedient: Die Rede ist vom Weltgericht. Mit Herrlichkeit kommt der „Menschensohn“ - eine Anspielung auf das Buch Daniel im Alten Testament, wo „einer wie ein Menschensohn“ von Gott die Weltherrschaft übertragen bekommt. Hoheitsvoll nimmt er seinen Thron ein. Dann richtet er „alle Völker“, beurteilt die Menschen nach Gut und Böse, teilt Lohn und Strafe zu: ewiges Leben oder ewige Verdammnis. So stellt man sich gewöhnlich das Weltgericht vor; so haben es auch viele Künstler dargestellt.
Was ist denn mit all denen, die Jesus nie kennengelernt haben, die nie eine Chance dazu hatten oder die - aus welchen Gründen auch immer - einfach nie zum Glauben an ihn gelangt sind oder an einen anderen Gott oder Götter glauben? Sind sie alle verloren? Offensichtlich nicht! Die Menschen hier werden nicht nach ihrem Glauben beurteilt; es ist überhaupt keine Rede vom Glauben. Sie waren sich nicht einmal bewusst, dass sie in den „Geringsten“ Jesus begegneten. Sie haben einfach getan, was erforderlich war, um einem konkreten Menschen zu helfen - oder eben nicht.
Das also ist die Chance auf Rettung für alle, die an Jesus glauben und die nicht an ihn glauben: Wir werden alle beurteilt in Bezug auf die Nächstenliebe, nach unserer Menschlichkeit! Ein „guter Mensch“ zu sein kann also doch die Tür zum Himmel öffnen und nicht allein die Frage, ob ich an den richtigen Gott glaube.
Ihr
Oliver Steinbrecher, Diakon