06. Woche 2023

 

Herausfordernd ist das Evangelium vom heutigen Sonntag: Ihr seid das Salz der Erde, sagt Jesus zu den Jüngern. Er sagt nicht: Bemüht euch, das Salz der Erde zu sein! Nein, er sagt: Ihr seid das Salz der Erde! Das stimmte schon damals nicht: der wankelmütige Petrus, der ungläubige Thomas, der skeptische Nathanael. Als es im Prozess um Jesus ernst wurde, sind alle geflohen. Da war nicht viel Salz zu schmecken.

Ihr seid das Salz der Erde: mit Blick auf die Kirche hat der Satz nur in einigen Fällen gestimmt. Zu viel Machterhalt, Geltungssucht, Triebhaftigkeit ... Es wird auch in Zukunft Halbherzigkeit, Unwahrhaftigkeit, Machtmissbrauch geben. War also Jesus blauäugig, als er vom Salz sprach?

Will Jesus eine hohe Latte an das Christsein anlegen? Sich danach auszustrecken, bedeutet lebenslanges Üben.

Wenn aber der Satz gar nicht moralisch gemeint ist! Wenn er eine Beschreibung einer Wirklichkeit ist: Jesus hat den Jüngern etwas gegeben, das dem Leben Würze gibt: die unverbrüchliche Treue Gottes, ein Bündnis, das Gott nicht zurücknimmt. Dieser Glaube, der in den Kirchen bewahrt und weitergegeben wird, ist das Salz im Leben.

Daran mitzuwirken, wurde mir vor 50 Jahren bei meiner Priesterweihe mitgegeben. Bei all meiner Unzulänglichkeit hat dieser Glaube mich getragen. Wenn mal mein Glaube schal wurde, haben Frauen und Männer, denen ich in den Gemeinden begegnet bin, ihm neue Würze gegeben. Dafür bin ich dankbar.

 

Unterschrift Sülzenfuss
Karl-Heinz Sülzenfuss, Pfarrer und Leiter der Gemeinde

Foto: © Martha Gahbauer (Layout) / Martin Manigatterer (Foto) In: Pfarrbriefservice.de

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