
"Einer, der tot war, lebt."
Ostern ist der Tag, den der Herr gemacht, lasst uns jubeln und seiner uns freuen.
(nach Psalm 118,24)

Ostern ist der christliche Urfeiertag. Die Kirche feiert das „Pascha“ (Durchgang): Sie gedenkt der Befreiung des Volkes Gottes aus dem Sklavenhaus Ägypten; sie preist Gottes Größe in Schöpfung und Neuschöpfung; wachend erwartet sie den Herrn, der die Nacht des Todes zur Auferstehung durchschritten hat. Denn dies ist die Nacht, in der die Glaubenden von der Hoffnungslosigkeit zur Hoffnung, von der Trauer zur Freude, von der Bedrängnis in die Freiheit, vom Tod zum Leben geführt werden.
(Gotteslob Nr. 311)

Ostern ist der Tag der Auferstehung Jesu. Nach dem jüdischen Kalender war es der Tag nach dem Sabbat, also der erste Arbeitstag der Woche (Mk 16,2). Von Anfang an wurde für die Christen dieser Tag der Woche zum Tag ihrer Zusammenkunft (vgl. Joh 20,19-26). Später nannten sie ihn „Tag des Herrn“; denn in der Feier der Eucharistie erfuhren sie die Gegenwart ihres Herrn Jesus Christus. Unsere Sprache hat die alte römische Bezeichnung „Tag der Sonne“, Sonntag, übernommen. Die Christen übertrugen das Gebot, den Sabbat zu heiligen, auf diesen Tag und feierten Jesus Christus als die „wahre Sonne“ (vgl. Joh 1,9; 8,12).
Der Sonntag ist der Auferstehungstag Jesu. Jeder Sonntag ist deshalb ein Osterfest im Kleinen. Das wird in der Sonntagsmesse spürbar. Sie ist von der Osterfreude geprägt. Der Sonntag ist für die meisten ein arbeitsfreier Tag. Die Menschen sind frei von der Last und dem einerlei der alltäglichen Arbeit. Hier sollen sie aufatmen können, denn der Sonntag ist für den Menschen dar (vgl. Mk 2,27). Jeder Sonntag sollte ein Fest sein, an dem die Menschen zueinander und zu sich selbst finden und sich Gott öffnen.
(Grundriss des Glaubens)
Ostern ist die Überwindung des Todes in der Auferstehung und die Hoffnung auf ewiges Leben. Die Osternacht ist in besonderer Weise das Tauffest der Kirche (liturgische Farbe: weiß). - 40 Tage nach Ostern: Das Fest der Himmelfahrt Christi. - 10 Tage danach schließt mit dem Pfingstfest (= der 50. Tag) der Osterfestkreis. Die Kirche feiert am Pfingstfest das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes (liturgische Farbe: rot).
(Grundriss des Glaubens)

Ostern ist mehr als Brauchtum: Die in der älteren kulturgeschichtlichen Literatur vermuteten Zusammenhänge mit einer germanischen Göttin Ostara und Opfern zu ihren Ehren (Eier, Hasen) haben sich als haltlos erwiesen. Die Osterbräuche wurzeln so gut wie ausschließlich in der christlichen Feier des Osterfestes.
Eine zentrale Rolle spielen die Eier; seit dem 7./8. Jahrhundert während der Fastenzeit verboten (als „flüssiges“ Fleisch), waren sie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit häufig an Ostern rechtliche oder freiwillige Abgabe an Grundherren und Klöster (Zinseier), Pfarrer (Beichteier), Mesner, Ministranten (Klappereier), Lehrer, Spitalinsassen, Patenkinder, Arme usw., auch in Form von Eierspeisen (Osterfladen).
Es entwickelte sich ein reiches Schenk- (an Kinder, Verliebte), Heische- (durch Ministranten, Kommunikanten, Müllerlehrlinge usw.), Spiel- (Wettlaufen, Picken und Werfen) und Zierbrauchtum (Bemalung und Verzierung von Einzeleiern, „Palmen“ im Schwäbischen, Eierbrunnen im Fränkischen, neuerdings Eierketten und –gestecke auf Sträuchern, Kränzen, Zweigen). Geweihte Eier und deren Schalen waren geschätzt als Mittel gegen Krankheit oder für Gedeihen von Haus, Vieh und Flur (vergraben im Feld, Ernte, Wäsche, Beimengung unters Futter).
Der Hase als Eierbringer taucht erst seit dem 17. Jahrhundert auf (wohl aus evangelisch-bürgerlicher Erzähltradition neben Storch, Kuckuck und Hahn). Ein Zusammenhang mit mittelalterlichen Drei-Hasen-Bildern als Trinitätssymbol ist ungewiss.
Die kirchliche Weihe des Feuers steht im Hintergrund für die europaweit verbreiteten Osterfeuer, entzündet in der Osternacht, gegenwärtig besonders in den Gebirgsländern (vereinzelt mit Feuerrädern oder Feuerscheiben, die ins Tal gerollt oder geworfen werden). Auch pflegen viele das kirchliche Feuer (Osterkerze) mit nach Hause zu nehmen oder auf die Gräber zu stellen (entzünden der Osterkerze bei häuslichen Feiern).
Kaum noch eine Rolle spielt das Osterwasser, einst geschätzt als Heilmittel gegen Ausschlag, Augen leiden und andere Krankheiten (oft schweigend in der freien Flur geschöpft vor Sonnenaufgang).
Beliebt ist nach wie vor der Osterspaziergang (Emmaus- oder Ebenausgang) am Ostermontag. In Süddeutschland und Österreich werden dabei vereinzelt noch Kreuzchen aus Palmzweigen und angebrannten Ruten vom Osterfeuer auf die Felder gesteckt.
(Lexikon für Theologie und Kirche, Spalten 1181 u. 1182)
Bildnachweis: "Hortus Deliciarum, Moses führt das Volk Israel durch das Rote Meer", Foto von Dnalor_01, via Wikimedia Commons, (CC-BY-SA 3.0)