Passion und Ostern - Exerzitien im Alltag (Karsamstag)

Impuls für Karsamstag / 11. April 2020

Innere Ausrichtung

Nehmen Sie sich Zeit für die innere Ausrichtung. Stellen Sie sich bewusst in die Gegenwart Gottes. Beginnen Sie mit einem Kreuzzeichen oder ...

Wenn Ihnen noch etwas vom Karfreitag durch den Kopf geht, dann bleiben Sie ruhig dabei und legen Sie diesen Impuls beiseite. Wenn Sie sich diesem Impuls zuwenden, dann entscheiden Sie sich entweder für die Bibelstelle oder für das Bild. Ignatius sagt: Nicht das Viele sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge.

Bibel: Lukas-Evangelium 23,50-56

50 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Josef, ein Mitglied des Hohen Rats und ein guter und gerechter Mensch.

51 Dieser hatte ihrem Beschluss und Vorgehen nicht zugestimmt. Er war aus Arimathäa, einer jüdischen Stadt, und wartete auf das Reich Gottes.

52 Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.

53 Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war.

54 Das war am Rüsttag, kurz bevor der Sabbat anbrach.

55 Die Frauen in seiner Nachfolge, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, sahen das Grab und wie der Leichnam bestattet wurde.

56 Dann kehrten sie heim und bereiteten wohlriechende Salben und Öle zu. Am Sabbat aber hielten sie die vom Gebot vorgeschriebene Ruhe ein.

Bibelbetrachtung

Jesus hatte keine eigene Familie. Und doch gab es Menschen, die um ihn trauern. Und die dafür sorgen, dass er würdig bestattet wird und nicht einfach wie die anderen Gekreuzigten am Kreuz hängen bleibt, bis die Vögel ihr Werk vollbracht haben. Im Tod wird Jesus die Würde gegeben, die ihm im Sterben verweigert wurde.

Verweilen Sie bei dem Lukas-Text. Vielleicht kommt durch das ruhige Verweilen etwas in innere Bewegung.

  • Schauen Sie auf Josef von Arimathäa, ein Mitglied des Hohen Rates, der sich zu Lebzeiten Jesu nicht öffentlich zu ihm bekennen konnte, weil er Angst vor den Kollegen hatte. Aus Angst schweigen oder gar verleugnen – ist es nicht in uns allen?
  • Die Aussicht, dass Jesus am Kreuz hängen bleibt nach seinem Tod, gibt Josef von Arimathäa Mut zu einem öffentlichen Akt: Jesus vom Kreuz abnehmen und zu einem Grab bringen. Der Tod, dieser endgültige Geselle, hat ihn verändert. Im Nachhinein mutig werden – eine Erfahrung im eigenen Leben?
  • Der Karsamstag zwingt zur Ruhe. Keiner kann was tun, nur abwarten. Entscheidendes beginnt oft im Verborgenen, wächst nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Stillen.
  • Auch die gegenwärtige Corona-Krise zwingt viele zur Ruhe, zum Abwarten! Wächst da was Neues?

Bildbetrachtung:

Es ist so endgültig, was die zwei Männer tun. Der Tod ist endgültig.

Die Bibel nennt die beiden Männer Josef von Arimathäa und Nikodemus, zwei heimliche Anhänger Jesu.

  • Wenn die Beerdigung vorbei ist, können sie nichts mehr tun. Die Erfahrung von Ohnmacht kennen wir.
  • Nach den schweren Stunden vorher und dem Todeskampf treten die Ruhe, vielleicht sogar Frieden ein. Tod als Erlösung – wahr und grausig. Stellen sich Erfahrungen ein?
  • Welchen Hoffnungssatz, welches Hoffnungslied kommt ihnen in den Sinn, wenn Sie am Grab stehen? Wie stark ist dann noch der Glaube?
  • In der Ruhe nach dem Todeskampf kommen Erinnerungen hoch an gemeinsame Erlebnisse. Welches sind für Sie die wichtigsten Geschichten aus dem Leben Jesu, an die Sie sich gerne und vielleicht oft erinnern?
  • Wenn Sie einen Grabstein für Jesus gestalten müssten, welches Symbol oder welchen Satz würden Sie drauf schreiben?

Abschluss:

Beenden Sie die Gebetszeit mit einem kurzen Gebet, einem Kreuzzeichen oder auch nur mit einer Verneigung.

Schreiben Sie einige Erfahrungen oder Gedanken aus der stillen Zeit auf. Auf ein geistliches Tagebuch könne Sie auch später noch einmal zurückgreifen. Aus der zeitlichen Distanz ist das oft spannend und anregend.

Gebet:

Herr, unser Gott! Wenn wir Angst haben, dann lass uns nicht verzweifeln!
Wenn wir enttäuscht sind, dann lass uns nicht bitter werden!
Wenn wir gefallen sind, dann lass uns nicht liegen bleiben!
Wenn es mit unseren Kräften zu Ende ist, dann lass uns nicht umkommen!
Nein, dann lass uns Deine Nähe und deine Liebe spüren! (GL 9,1)

Tagesvorsatz:

Leider habe ich den Text von Lothar Zenetti, einem Priester und Dichter, nicht mehr. Beim Umzug musste ich mich von vielem trennen. Ich habe ihn nicht vergessen und gebe ihn mit eigenen Worten sinngemäß wieder:

Ob uns einmal die Rechnung dafür präsentiert wird, was uns im Leben geschenkt wurde:

Der Sonnenschein, wie in diesen Frühlingstagen, das knospende Grün der Bäume, der schöne Vollmond am Dienstag-Abend, der erfrischende Wind, die faszinierenden Sonnenuntergänge am Meer, der Gesang der Vögel und das Geflatter der Schmetterlinge, die frische Morgenluft, die wir atmen, den erholsamen Schlaf in der Nacht.

Einmal geht das alles für jeden von uns zu Ende. Wir müssen aufbrechen. Wir müssen nichts bezahlen. Der uns ins Leben gerufen hat, sagt und lacht dabei: ich habe euch eingeladen.

In der Ruhe des Karsamstags betrachten, was uns das Leben schenkt.

Bild: Karl-Heinz Sülzenfuß

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Eine Sammlung der Exerzitien für die Karwoche 2020 finden Sie (soweit bereits verfügbar) auf dieser Seite: