51. Woche 2014

Liebe Schwestern und Brüder!

"Der hat aber die rosarote Brille auf!" Das sagt man gern über einen Verliebten. Und es sagt mit einem Schmunzeln aus: derjenige sieht gerade alles im verklärten Licht. Er übersieht die Schattenseiten und befindet sich nicht mehr auf dem Boden der Tatsachen. Zu schön, um wahr zu sein.

Diesen Satz könnte man auch über den Propheten Jesaja sagen. Seine Bilder begleiten uns im Advent und auch an diesem Sonntag. Heilung für die zerbrochenen Herzen, Entlassung für die Gefangenen, Befreiung für die Gefesselten – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Das klingt doch sehr nach rosaroter Brille.

Wir kennen die Enttäuschung, wenn Träume platzen. Eine gesunde Skepsis im Leben ist angebracht, wenn es allzu unrealistisch wird. Und doch ist die Sehnsucht nach der heilen Welt nicht totzukriegen. Sie begleitet uns überall, in Werbung, Filmen, Romanen und Liedern. Und wo sie eingeschlafen war, erwacht sie jedes Jahr mit Macht zur Advents- und Weihnachtszeit.

Vor kurzem waren wir im Freundeskreis zusammen und es fiel eine kleine Nebenbemerkung. Jemand sagte: ja, das hoffe ich doch sehr, dass wir uns mal alle im Himmel wiedersehen! In dem Moment ist es einmal durch mich gefahren – die fast schmerzliche Sehnsucht danach. Die Sehnsucht, dass wirklich all unser Suchen, unser Sehnen, auch unser Leiden auf dieser Welt zur Vollendung gelangt.

Der Prophet Jesaja wird einfach nicht müde zu verkünden: es gibt diese Vollendung, es gibt die Erfüllung. Gott selbst wird sie durch den Messias schenken. Einmal „im Himmel“, aber auch schon hier. Mich macht es immer froh, wenn ich Anteile davon hier und heute entdecke. Zum Beispiel letzten Dienstag in der Caritas-Diakonie-Sprechstunde, als wir an die 300 Weihnachtstüten und Spielzeuggutscheine aus Ihren Spenden von evangelischer und katholischer Gemeinde weitergeschenkt haben. Danke!

Die rosa Farbe in der Liturgie des heutigen Gaudete-Sonntags steht nicht für Träumerei und unrealistische Utopien, sie steht für die Vorfreude auf Gottes Heilsversprechen, das Er Weihnachten eingelöst hat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die rosa Brille – damit Ihnen in die Augen springt, wo dieses Heil schon jetzt sichtbar wird!

Einen frohen und gesegneten Sonntag auf dem Weg zum großen Fest!

Ihre

Unterschrift Schweflinghaus
Christina Schweflinghaus, Pastoralassistentin

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