43. Woche 2014

Liebe Schwestern und Brüder,

„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ Mt 22,21

dieses Wort Jesu ist sprichwörtlich geworden und es ist eines der meist-zitierten Bibelworte. Als Jesus damals auf die Frage (besser auf die Falle) der Pharisäer antwortete „ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen oder nicht“, war seine Antwort goldrichtig – denn, hätte er damals gesagt „Ja, man soll Steuern zahlen“, dann wäre er beim Volk Israel als Volksverräter unten durch! Hätte er gesagt „Nein“, dann ist er ein Rebell, den man leicht bei den Römern, der Besatzungsmacht denunzieren kann. 

Damals war diese Antwort genial, aber im Laufe der Geschichte hat sie nicht immer eine gute Geschichte gemacht – sie wurde sogar missbraucht. 

Ich möchte darauf nicht näher eingehen, denn die eigentliche Antwort Jesu auf die Frage der „Fragesteller“ lautet: „Gebt Gott,  was Gott gehört!“ Damals haben die „Fragesteller“ gar nicht danach gefragt – aber Jesus hat ihnen, ungefragt, vor allem dies gesagt: „Gebt Gott, was Gott gehört“. Hier kann ich mir nicht einen Seitenhieb an die Adresse einiger Pastoraltheologen ersparen, die der Meinung sind und diese Meinung sogar zu einer Pastoralmaxime machen, dass wir als Kirche nicht auf die Fragen antworten, die die Leute gar nicht an uns stellen. 

Was will aber der Herr uns heute sagen, in unserer Lage, mit dieser Aufforderung „Geb Gott, was Gott gehört“. Wir haben heute keinen Kaiser, wohl aber viele, die sich zum Kaiser, König oder sogar „Gott“ emporstilisieren. Und wir haben einen Staat. Was die Antwort Jesu „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört“ angeht, müssen wir heute von Situation zu Situation neu durchbuchstabieren, denn die Antwort Jesu legt nicht fest, was nun genau dem Kaiser gehört und was Gott gehört. Die eigentliche Frage im Leben ist nicht, ob wir Steuern bezahlen müssen oder nicht, sondern, ob wir das Ebenbild Gottes, unseres Schöpfers, sein wollen, ein Spiegel, der etwas wiederspiegelt von der Liebe und Treue Gottes zu seiner Schöpfung!? Das vor allem legt uns Jesus an Herz! 

Wenn wir zuerst nach Gott fragen und nach seinem Abbild in jedem Menschen, erst dann rückt die Frage nach der „kaiserlichen Steuer“ und viele andere Fragen ins rechte Licht, in die richtige Reihenfolge. 

Es grüßt Sie Ihr

Unterschrift Rafael
Pfarrer Pater Rafael Ivankic, Pfarrvikar

Zurück