41. Woche 2015

St. Franziskus von Assisi - 4.Oktober

Kurz nach dem Herbstanfang feiern viele Erntdank – wir natürlich in unseren Kirchen auch.

Nur habe ich manchmal das Gefühl, daß der Dank bei so mancher „Leistungsschau“ der deutschen Landwirtschaft, die in Kirchen, Schulen, Altenheimen usw. aufgebaut wird, nicht wirklich den Stellenwert hat, den er verdient. Da wird gezeigt, was unseren Essenswohlstand ausmacht und fleißige Hände zusammengetragen und hübsch und üppg drapiert haben. Franziskus von Assisi ist neben einigen Besonderheiten, die ihn als ersten stigmatisierten (mit den Wundmalen Jesu gezeichneten) Heiligen der Kirchengeschichte auszeichnen, vor allem ein Vorbild im richtigen, d. h. christlich verstandenen Danken.

Der sog. SONNENGESANG des Heiligen (Gotteslob 19, 2 und 559) müßte eigentlich „Lob und Dank für die Schöpfung Gottes“ genannt werden, denn hier ist die Gottesliebe, die den Schöpfer in allen seinen Elementen und Schöpfungen preist, wunderbar dichterisch zusammengefaßt. Nichts im Leben wird ausgenommen, um den Blick des Beters zu Gott zu erheben. Selbst Feuer und Wasser, deren zerstörerische Wirkung in den Nachrichten heutzutage oft und immer wieder dokumentiert und uns zugemutet werden, werden gepriesen als Hinweise auf Gottes gute Schöpferliebe. Franziskus deutet alles, was ihn umgibt auf seinen Ursprung, auf Gott selbst, hin. Er kann nicht anders als Danken und zum Lob Gottes singen. Sonst braucht er nichts, aber auch gar nichts. Seine Christus nach- und mitempfundene Armut ist sein ganzer Reichtum. Wie Christus arm und absolut anspruchslos sein, das gibt ihm die Freiheit zum niemals versiegenden Dank. Dieser Dank ist Lebenshaltung, geistlich, kein Geplapper, kein demonstrativer Aufbau.

Dass diese faszinierende Glaubens- und Lebenshaltung nicht so einfach nachzuempfinden ist, zeigt sich schon daran, dass es in all den über acht Jahrhunderten keinem, auch keinem Franziskaner und keiner franziskanischen Ordensfrau gelungen ist, die kleine Größe oder die große Kleinheit des Heiligen aus Assisi zu erreichen. Er hatte schon zu seinen Lebzeiten neben so eingängigen Ehrentiteln wie „der fröhliche Bettler“ auch einen sehr ernsten Namen zugedacht bekommen: „Der andere Christus“!

Ist das nicht zu heftig, zu hoch gegriffen?

Auf der anderen Seite kursieren Titel wie „Bruder Immerfroh“ oder Darstellungen wie die, die man oben sehen kann: Franziskus von Assisi auf den Bernini-Kollonaden am Petersplatz, mit wallendem Haar, Kinnbart am schräggehaltenen Kopf, die Hände fromm gefaltet und das Kreuz im Arm, wie die Damen von Welt ihre Markenhandtaschen beim Flanieren auf den Avenuen der Welt zur Schau halten.

Es reichen all die Bücher und Bilder nicht aus, um Franziskus in seine Tiefe des Geistes und seiner Weite des Herzens zu erfassen. Eins sei nicht vergessen: das Kreuz zum Mittragen mit Christus hat er in seinem Leben und Leiden und frühen Tod schon deutlich zu spüren bekommen. Aber selbst das hat ihn nicht davon abbringen lassen, Gott auch im Leiden und Sterben zu loben und ihm zu danken. Die beiden letzten Strophen des Sonnengesangs zeugen davon.

Man darf den Heiligen Stigmatisierten nicht billig verkürzen: den echten Danksager in allen Höhen und auch Tiefen des Lebens.

Ich bin längst noch nicht fertig mit ihm und dem Vorbild seiner großen Demut. Immerhin hat es ja auch 2000 Jahre gedauert, bis ein Papst den Schneid aufbrachte, sich als erster Petrusnachfolger „Franziskus“ für sein Pontifikat als Namenspatron zu erwählen.

Pax et bonum (Friede und alles Gute) zu Erntedank und Franziskusfest!

Ihr

Unterschrift Pater Robert
Pater Robert ofm

Bild: © P. Robert ofm, 2005 

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