Liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Ich singe dir ein Gloria, weil ich ein Neusser bin!“, so schallt es in coronafreien Zeiten aus hunderten Kehlen beim großen Schützenfest in meiner Heimatstadt. Rheinischer Lokalpatriotismus auf seinem Gipfelpunkt! Da hat doch „Preußens Gloria“ einen anderen Klang und weckt eher Erinnerungen an eine Epoche, die Staat und Militär glorifiziert hat. „Glanz und Gloria“ spielen heute keine Rolle mehr und sind aus unserem Vokabular so gut wie verschwunden.

In der Bibel hingegen haben sie einen festen Platz. Sie gehören zum Weihnachtsfest wie das Amen in der Kirche. „Gloria in excelsis Deo – Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk, 2,14) singt die Engelschar über den Hirtenfeldern von Bethlehem. Und alle Menschen, die sich zu dem Kind in der Krippe bekennen, stimmen heute Nacht ein in diesen Jubel in den Variationen der zu Herzen gehenden Weihnachtslieder.

Hier fühlt sich das Gloria anders an als bei den Preußen. Wer „Ehre sei Gott“ singt, gibt dem die Ehre, dem allein Ehre gebührt. Und dieser Gott wollte gerade nicht in der Höhe verbleiben. Er ist in die Tiefen unseres menschlichen Daseins hinabgestiegen. Er hat den himmlischen Glanz hinter sich gelassen und wurde geboren als Mensch. Die Umstände seiner Geburt waren alles andere als glanzvoll und glorreich: Stall, Krippe, Armut, Verfolgung, Flucht.

Gott hat sich mit uns Menschen ein für allemal verbunden. Jesus Christus, das wehrlose Kind in der Krippe, gibt jedem Menschenantlitz seinen Wert und seine Würde, sodass ein frühchristlicher Theologe zurecht schrieb: „Gloria Dei vivens homo – Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“ (Irenäus von Lyon). Wir Mensch werden durch das Ereignis von Weihnachten zur Ehre Gottes, zu Gottes Glanz und Gloria. Diesem Anspruch gerecht zu werden, bleibt eine ständige Herausforderung.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch allen – auch im Namen aller Seelsorgerinnen und Seelsorger von St. Margareta – ein glanzvolles und glorreiches Weihnachtsfest.

Ihr

Oliver Boss, Pfarrer